Lieblingswort – Flausen
Ich bin unlängst über den Begriff „Flausen“ gestolpert. Schöner Klang. Etwas altbacken vielleicht. Woher die Redewendung „Flausen im Kopf haben“ kommt, wusste ich nicht. Ich hab’s erahnt. Flausen, Fussel, Chaos,… Aber die Erklärung auf wissen.de war dann doch spannender als meine spontanen Assoziationen:
In Siebenbürgen ist das Wort Flause, das auch in der Form Fluse auftritt, 1595 erstmals literarisch belegt. Es stammt, wie auch das Wort Flausch, vom mnddt.vlūs(ch) „Schaffell“ (womit wiederum das aus dem mndrl. vlies entlehnte Wort Vlies verwandt ist). Allgemein bezeichnet die Flause eine Wollflocke oder den Rest eines Fadens, also etwas Lockeres, nicht unbedingt Brauchbares, was dem festen, ordentlichen Gewebe gegenübersteht. Daher rührt auch die übertragene Bedeutung der Wendung Flausen im Kopf haben, nämlich „Unsinn, dumme Gedanken im Kopf haben“: Gemeint ist hier das Lockere, Unstrukturierte und letztlich zu nichts Führende, das die Gedanken eines leichtsinnigen Menschen verwirrt.
Wie passend für den Blog. Einer der großen Werbetexter des letzten Jahrhunderts, David Ogilvy, hat ein ähnliches sprachliches Bild geschaffen, um die Bedeutung von Struktur beim Schreiben zu veranschaulichen:
People who think well, write well. Woolly minded people write woolly memos, woolly letters and woolly speeches.
Spontan übersetzt: Menschen die gut denken, schreiben gut. Wer wollige, also unstrukturierte, Gedanken hat, schreibt unstrukturierte Mitteilungen, Briefe und Reden. Auch ich verwende im Kundengespräch immer wieder ähnliche Bilder, z.B. „aus einer Ideenwolke die Kernidee herausarbeiten“. Doch das ist nur die halbe Wahrheit.
Ein Satz ist mir bei der Redewendung-Erklärung auf wissen.de ins Auge gestochen: „…etwas Lockeres, nicht unbedingt Brauchbares, was dem festen, ordentlichen Gewebe gegenübersteht.“ Hier wird es spannend. Denn im kreativen Prozess gibt es natürlich immer das Bemühen, mehr Struktur in vage Gedanken zu bringen. Doch es gibt auch ganz klar Zeiten, in denen man auch das Chaos zulassen können muss. In denen man aushalten muss, auch „letzlich zu nichts führende“ Gedanken zu verfolgen. Es ist ein ständiges Öffnen und wieder Verdichten. So lange, bis die Idee klar und deutlich ist.
Aber das sprengt den Lieblingswort-Rahmen… Zu diesem Thema wird es sicher einmal einen eigenen Blogbeitrag geben.